Donnerstag 03.10.2024
Der Morgen beginnt wieder freundlich. Die Nachbarn sind nun weg, nur ein Einheimischer ist mit seiner Angel an der Landzunge zu Gange. Wir haben nicht mitbekommen, wie er gekommen ist, obwohl es so still ist. Nur das Rascheln des Windes in den Blättern der Bäume und Sträucher ist zu vernehmen.
Die Drohne kommt noch mal zum Einsatz, um ein paar Runden über der Gegend zu ziehen. Dann wird auch schon alles für die Abreise vorbereitet. Es geht weiter nach Vilhelmina.
Zurück auf einem jetzt trockneren Weg, rechter Hand vom Fluss durch den Wald, zur E45, geht es gut voran. Verkehr ist so gut wie nicht vorhanden.
Im Ort angekommen noch ein Stopp an der Tankstelle für Diesel und Frischwasser. Nach dem kurzen Aufenthalt geht es nun endlich auf den Vildmarksvägen.
Die Landschaft an der wir vorbeifahren wechselt zwischen Wälder, Felder und Wiesen. Immer wieder fahren wir durch kleinere Siedlungen oder daran vorbei. Das Wetter entspricht dem Herbst. Immer mal nass, aber auch hin und wieder ein Sonnenstrahl. Die Zeit vergeht und wir erreichen den Trappeforsen und suchen uns einen Parkplatz. Chrissi den Fotoapparat und ich die Drohne raus, ab zum Wasserfall. Mhm, es sind ja eher Stufen, die über die das Wasser auf einer Breite von ca. 150 m und eine Länge von ca. 250 m hinabfließt. Zwei andere Fotografen sind ebenfalls vor Ort, aber es gibt ja genug Platz. Die Drohne macht ihren Job obwohl die Lichtverhältnisse bescheiden sind und es fängt wieder an zu nieseln. Wir bleiben nicht lange.


Nach Plumpsklobespaßung und Müllentsorgung geht es wieder rauf auf die AC1067 Richtung Nordwest. Wir überqueren die Brücken vor Saxnäs und fahren durch den Ort, links am See Kultsjön vorbei über eine Brücke, um das Gewässer wieder zu queren. Die Häuser werden immer weniger und die Wälder zeigen sich in voller Pracht. Bunt ist das Blätterkleid geworden und da die Sonne immer mal aus den Wolkenlücken blitzt, kommen die Farben besonders schön zur Geltung. Die Gespräche plätschern so dahin, es wird viel gegoogelt und die Erkenntnisse ausgewertet. Im Sommer sind die Anwohner des Vildmarksvägen wohl nicht so glücklich, ziehen doch Heerscharen von Wohnmobilen und Gespanne, hier durch, es wird sich hingestellt, wo Platz ist ohne auf die Besitzverhältnisse der Grundstücke zu achten, geschweige denn wird gefragt, ob man da stehen darf. Es sollen wohl schon Eier geflogen sein. Misstrauisch schaue ich auf die Straße voraus, auf der wir fahren, aber es ist kein Mensch zu sehen. Und wenn, sehen diese freundlich und entspannt aus. Wir sind ja auch so ziemlich das einzige Fahrzeug, das im Moment hier lang fährt. Ich entspanne mich wieder und genieße die Fahrt. Hilde hat es hier einfach und sie brummt leise vor sich hin.
Ab und an überqueren wir kleine Brücken, die über Wasserläufe von kleinen Sturzbächen führen. Kleinere Wasserfälle sind ebenfalls rechter Hand zu sehen. Leider nieselt es wieder und wir fahren gemütlich weiter. Wir folgen dem gewundenen Straßenverlauf und gewinnen dabei an Höhe. Vor uns tauchen zwei Wohnmobile auf, die gemächlich Strecke machen. Die Überlegung sie zu überholen lasse ich fallen, schließlich sind wir nicht in Eile und die Strecke hat ein paar unübersichtliche Stellen, wo entgegenkommende Fahrzeuge hinter einem Hügel auftauchen könnten. Dann haben wir ihn erreicht, den Stekenjokk, der in einer Ebene aus Schotter und Sand vor uns liegt. Man kann bis zum Horizont sehen, der von Bergen begrenzt ist.


Der Blick geht immer wieder über graubraune Flächen, die von winzigen weißen Stellen unterbrochen wird. Überreste von Schnee – wer hätte das gedacht. Der Wind ist hier oben wirklich kräftig und kalt.
Rechter Hand in Fahrtrichtung befindet sich ein Parkplatz, der eigentliche Zielpunkt. An seinem Rand, zur Ebene hin, stehen Informationstafeln mit der Geschichte zur Stekenjokk Kupfer Mine, die zwischen 1976 und 1988 betrieben wurden. Da es notwendig war die Erze weg zutransportieren. musste eine Straße hier hoch gebaut werden. Der sogenannte Vildmarksvägen. Neben dem Parkplatz sieht man auf einem Hügel ein angedeutetes Samen-Zelt, das ebenfalls Informationen bereit hält. Das Gebiet wird von den Sami auch als Rentierzuchtgebiet genutzt.


Nach einem kurzen Aufenthalt geht es weiter, aber nur bis zum Stekenjokk Bunker. Auf der Straße tauchen plötzlich Rentiere auf und blockieren den Weg. Ich fahre rechts ran und bevor wir richtig stehen, ist Chrissi schon mit der Kamera draußen und macht den Tieren Ihre Aufwartung. Links von der Straße geht es einen Hügel hinauf, auf der die eigentliche Herde grast. Die Tiere scheinen den Anblick von uns Neugierigen zu kennen und lassen sich nicht stören. Das Leittier hat auch anderes zu tun als sich um Touristen zu kümmern. Schließlich muss es auch ab und an für Ordnung sorgen, was er mit seinem Geweih auch imposant demonstriert. Direkt am Bunker (er dient als Schlechtwetter-Notbunker), der sich auf der Jämtland-Seite befindet, steht ein Van, deren Insassen wohl auch eine Pause machen. Irgendwann sind sie verschwunden und wir haben die ganze Ebene für uns. Gefühlt 1000 Fotos und Videos später treten wir die Weiterreise an.




Ab jetzt geht es wieder hinunter und die Straße wird vom Vildmarksvägen zum Jormvägen. Relativ geradlinig ist die Straße, nur wenigen sanfte Kurven müssen gefahren werden. Rechter Hand taucht ein Fluss auf, der schnelles Wasser führt. Seine Stromschnellen sind von weitem zu sehen. Dann verschwindet er kurz, aber hinter einem Wohnwagenpark – Campa Gärna här – taucht der Gaovesjohke zwischen den Bäumen wieder auf. An seinem berühmten Wasserfall, dem Gaustafallet, an dem zu Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ gedreht wurde, wollen wir einen Zwischenstopp einlegen. Leider finden wir keine geeignete Stelle zum Halten. Der Regen, der eingesetzt hat und immer stärker wird, lässt uns entscheiden weiter zu fahren. Der Weg führt uns über Ankarede, der Ort ist bei schönem Wetter bestimmt sehenswert, an Stora Blasjön, in dessen Nähe der Brakkåfallet liegt, vorbei. Links sind immer wieder Seen zu sehen, wenn die Vegetation einen Blick zulässt. Der Endpunkt des Vildmarksvägen bildet für uns Strömsund. Übernachten wollen wir hier aber nicht. Es gibt wohl einen Campingplatz, aber wir wollen weiter Richtung Osten. Und wir kennen schon einen Platz, der uns super gefallen hat – Urö Ställplats bei Hudiksvall. Da soll es noch hingehen. Der Weg dahin ist zwar noch eine Ecke, aber was soll’s. Wir sind entspannt und haben noch Lust zu fahren.
Über Hammerdal geht es auf der E45 nach Östersund, weiter über die E14 bis kurz vor Nolby. Irgendwo auf der Strecke, mittlerweile ist es stockdunkel, machen wir noch eine größere Pause zum Abendessen. Von der E14, im Dunkeln fahren wir auch schon mal den großen LKW’s hinerher, weil die Super Licht nach vorn machen, geht es dann auf die E4 bis zur Ausfahrt Västra Hudiksvall. Wieder die Strecke durch Ortschaft und Wald im Dunklen, hatten wir schon 😉 , bis zum Stellplatz. Es ist 23:30 Uhr und wir finden sogar einen Platz. Es ist voller als beim letzten Mal. Hilde ausrichten, Duschen und schon ist der Tag zu Ende. Schön wars, aber wir sind müde und gehen schlafen.