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Tromsø 2019

Unsere erste Polarlichter-Jagd

Endlich war es soweit – auf nach Tromsø zur Polarlichtjagd. Wir hatten schon viel über Polarlichter gelesen und gehört. Auch verschiedene Dokumentationen dazu haben immer wieder unser Interesse an dem Naturschauspiel geweckt. Nun machten wir uns auf den Weg nach Norwegen – ganz weit nach Norden, in der Hoffnung, die Nordlichter einmal live zu erleben.

Tag 1

Unsere Reise begann mit einem Flug nach Oslo und von dort nach Tromsø. Bereits von oben konnten wir die wunderbare Landschaft bewundern und  entdeckten schneebedeckte Berge und die Fjorde. Nach der Landung fuhren wir mit dem Bus in die Innenstadt und checkten im Hotel Scandic Ishavn ein, das sich in der Nähe des Hafens befand.

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, begaben wir uns auf einen ersten gemütlichen Spaziergang durch die Stadt. Nach ein wenig Orientierung beschlossen wir auf den Storsteinen, dem Hausberg von Tromsø, zu fahren. Wir machten uns auf den Fußmarsch von 3,5 km über eine lange Brücke und vorbei an der Eismeerkathedrale bis zum Fuße des Berges, wo wir die Seilbahn bestiegen, um die 421 Meter hinauf zu fahren.

Oben angekommen Überraschung – Schnee im September. Der Ausblick auf die umliegenden Inseln und die Fjorde war unbeschreiblich schön, sodass wir auf jeden Fall bei Dunkelheit noch einmal wiederkommen wollten. Mit diesem Entschluss traten wir den Rückweg in unser Hotel an.

Tag 2

Nach einem wunderbaren Frühstück besuchten wir das Polarmuseum, das uns faszinierende Einblicke in die Geschichte der arktischen Erkundungen bot. Es war nur wenige Gehminuten von unserem Hotel entfernt und befindet sich in einem historischen Gebäude am Hafen von Tromsø, das ursprünglich als Zollhaus diente und 1830 erbaut wurde.

Nach einer kleinen Mittagspause entschieden wir uns für den Besuch der Polaria, die ebenfalls in der Nähe des Hafens lag. Wir konnten sie aufgrund des markanten, modernen Gebäudes schnell ausfindig machen. Das gesamt Gebäude ist wie eine Reihe von verschobenen Eisschollen gestaltet. Polaria ist ein arktisches Erlebniszentrum und zugleich auch ein Aquarium und bietet eine Mischung aus Bildung und Unterhaltung mit Blick auf die arktische Natur und die Umwelt. Hier verbrachten wir einen schönen und interessanten Nachmittag, insbesondere die interaktiven Ausstellungen und das Aquarium standen im Fokus unseres Besuches.

Als Abschluss des Tages machten wir noch einen Abstecher zur Eismeerkathedrale. Sie ist eine der bekanntesten modernen Kirchen in Norwegen, zum einen wegen ihrer architektonischen Einzigartigkeit als auch wegen ihrer symbolischen Bedeutung für die Stadt Tromsø. Wir hatten gelesen, dass die Beleuchtung bei Dunkelheit spektakulär ist, weshalb wir erst am Abend den Besuch planten. Die Eismeekathedrale befindet sich in Tromsdalen, einem Stadtteil auf der Ostseite der Stadt Tromsø, direkt gegenüber dem Zentrum der Stadt auf der Insel Tromsøya. Also nahmen wir den langen Fußweg über die Brücke wieder in Angriff, damit Chrissi aus der Nähe fotografieren konnte 😊. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Zurück genossen wir in der Nähe unseres Hotels ein köstliches Abendessen bei Pepes Pizzeria 😊.

Tag 3

Kurz nach unserem ausgiebigen Frühstück kam die Nachricht von unserer Agentur, dass unsere gebuchte Polarlicht-Fotografen-Tour ausfallen muss, da die Wahrscheinlichkeit gegen Null lief, irgendwo irgendwelche Polarlichter zu sehen. Hm schade, genau deswegen waren wir ja extra nach Tromsø gekommen. Wir hatten uns so darauf gefreut ☹☹☹. Kurze Ratlosigkeit – neuer Plan muss her. Also haben wir überlegt, was wir sonst noch erkunden könnten. ……………1 Stunde später – Plan für den heutigen Tag steht.

Als Erstes haben wir eine kleine Bootsfahrt vom Hafen aus in die Fjorde gebucht und kurze Zeit später ging es auch schon los. Katharina empfing uns an Bord und machte uns mit der Crew bekannt. Wir fuhren vorbei an steilen Klippen und unberührter Natur – es war einfach toll. Katharina erzählte uns spannende Geschichten über die Geologie und die Tierwelt der Region. Wir beobachteten Seeadler und Papageientaucher, vertrieben uns die Zeit an Deck mit Angeln (also gefangen haben wir nix), fuhren in einen alten U-Boot-Bunker und genossen die Fahrt durch die wunderschönen Fjorde. Wir wärmten uns bei einer Schüssel heißer Suppe aus frisch gefangenem Fisch in der Kajüte auf. Auf der Rücktour gab uns Katharina noch einen spanenden Einblick in das Verhalten von Walen, die wir aber aufgrund unserer Reisezeit nicht beobachten könnten.

Zurück im Hafen verabschiedeten wir uns von der Crew und machten uns mit vielen Eindrücken und Fotos im Gepäck auf den Weg, um der Magic Ice Bar einen Besuch abzustatten. Während dessen kam die Information, dass die Guides der Polarlichttour gern den Ausflug am nächsten Abend/Nacht versuchen wollten und fragten an, ob wir noch in Tromsø sind. Na klar 😊 – wir kommen natürlich mit 😊 Wahrscheinlichkeit Polarlichter nur 50 % – egal – wir kommen mit 😊!!!

Mit dieser tollen Nachricht kamen wir bei der Magic Ice Bar an, kauften schnell Eintrittskarten, zogen die gestellten Ponchos über und zack waren wir mittendrin. Es war echt kalt. Die Innentemperatur lag bei -5 Grad. Die Bar wurde komplett aus Eis gebaut und war mit beeindruckenden Eisskulpturen und -kunstwerken dekoriert, die von internationalen Künstlern geschaffen wurden. Die Wände, Tische, Sitzgelegenheiten und sogar die Gläser, aus denen wir ein tranken, waren aus kristallklarem Eis geschnitzt. Es war mal ein ganz anderes Erlebnis. Wir erfuhren hier, dass es sogar ein Hotel aus Eis gibt und man darin übernachten kann. Das war dann aber auch uns zu viel, vor allem zu kalt😊. Zum Schluss schossen wir noch ein paar lustige Fotos an der Bar und auf dem Thron aus Eis. 

Auf der Suche nach einer Location für das Abendessen fanden wir den kleinen Robua-Pub, in den wir einkehrten und den Abend sehr gemütlich ausklingen ließen.

Tag 4

Wir wollten den Tag ruhig angehen, da wir ja die ganze Nacht unterwegs sein würden. So bummelten wir durch Tromsø, besuchten die Universität und das Tromsø-Museum, verweilten ein wenig im Cafe und stimmten uns voller Vorfreunde auf die Polarlichtjagd ein.

Wir wollten unbedingt Nordlichter sehen!!! – bekannt als Aurora Borealis, sind sie ein faszinierendes Naturphänomen. Sie entstehen, wenn geladene Teilchen des Sonnenwinds auf die Erdatmosphäre treffen und dort mit den Molekülen der Luft kollidieren. Diese Kollisionen verursachen ein beeindruckendes Leuchten am Nachthimmel.

Damit wir gestärkt auf Tour gehen konnten,  kehrten wir in unseren „Lieblings-Pub“ zum Abendessen ein. Alsbald gingen wir zurück zum Hotel, um uns für die Nacht warm anzuziehen und die Kameras vorzubereiten. Um 19 Uhr wurden wir pünktlich von unserem Guide von Wandering Oil abgeholt – Pässe wurden gecheckt, falls wir die Landesgrenze nach Schweden oder sogar nach Finnland überschreiten würden auf unserer Suche nach Polarlichtern. Und dann ging es los. Wir fuhren ungefähr eine Stunde raus aus Tromsø, hielten kurz noch einmal an einer Tankstelle mit Toilette (das war dann wohl die Letzte für diese Nacht, kam die Info von Carolis). Wir fuhren hinaus in die Dunkelheit – immer wieder blickten wir aus den Fenstern und „fachsimpelten“, ob draußen Polarlichter zu sehen sind. Nein, es waren nur Wolken 😊. Wir schauten ständig in die Polarlicht-App und konnten es kaum erwarten. Auf einmal rief ich, da sind wirklich Polarlichter zu sehen, guckt doch mal. Unser Auto stoppte kurz – Carolis guckte – nickte und rief: So jetzt rasch die Jacken an, Kameras mitnehmen und raus raus raus!!!! Ich war natürlich zackig raus mit Kamera und Stativ und schoss schon die ersten Fotos – ohne Jacke – egal.

Das war der Beginn einer unbeschreiblichen und mystischen Polarnacht. Nach ungefähr 20 Minuten und 1000 Fotos später war das Polarlicht schon wieder verschwunden. Wir waren total geflasht. Da es schon empfindlich kalt wurde, stiegen wir wieder in das Auto und Carolis informierte uns über den weiteren Ablauf. Wir fuhren hinaus in die Wildnis, weil nur dort absolute Dunkelheit herrscht und somit die Polarlichter viel besser zu sehen sind. Angekommen im Tal des Signaldalen – irgendwo mitten im Nichts -, machten wir ein kleines Feuer und unser Guide erklärte uns verschiedenen Kameraeinstellungen für Polarlichtfotografie – es ist nämlich gar nicht so einfach. (ich bin froh, dass wenigstens ein paar Bilder entstanden sind😊 beim nächsten Mal geht es sicher besser) Damit es uns nicht kalt wird, hatte Carolis für jeden Thermoanzüge dabei, es gab heiße Suppe, Tee, Kakao und lustige Nordlichtgeschichten.

Nach einiger Zeit des Wartens und der Hoffnung wurden wir belohnt – grüne und violette Lichter tanzten am Himmel, ein Anblick, der uns sprachlos machte. Die Lichter erscheinen in Form von Bögen, Vorhängen oder Spiralen, die sich langsam über den Himmel bewegten. Es war, als ob die Natur ein geheimes, nur für unsere Augen zugängliches Schauspiel aufführt. Die Stille der Nacht, nur unterbrochen vom gelegentlichen leisen Rascheln des Windes, verstärkte die Intimität dieses Augenblicks. Das Erlebnis, Nordlichter live so zu sehen, war atemberaubend und magisch und ein unvergesslicher Moment für uns.

Wir hatten das Glück, dass die tanzenden Lichter in dieser Nacht nicht enden wollten und wir fast drei Stunden mit Staunen und fotografieren beschäftigt waren. Wir mussten aber auch noch wieder zurück nach Tromsø – deshalb hieß es nun Abschied nehmen vom Polarlicht, welches noch immer am Himmel seine ganze Farbenpracht zeigte.

Auf der langen Rückfahrt in unser Hotel schliefen wir im warmen Bus schnell ein. Um 4 Uhr morgens nahmen wir noch eine heiße Dusche und mit den Bildern der tanzenden Nordlichter im Kopf gingen wir schlafen.

Tag 5

Am nächsten Vormittag schrieb uns unser Guide Carolis einen letzten Gruß –

Hallo Christin und Andreas, ich hoffe, Ihr hattet eine schöne Zeit in Tromsø. Der Herbst ist eine einzigartige Zeit in der Arktis, in der ihr die Schönheit der Natur genießen und das Nordlicht sehen konntet. Ich bin so froh, dass wir von der Natur belohnt wurden, wir haben den klaren Himmel im wunderschönen Teil des Signaldalen und das beste Nordlicht der Saison gesehen. Eure Wandereule Carolis

Den restlichen Tag wollten wir ganz entspannt verbringen, da wir am Abend ja noch einmal den Hausberg bei Dunkelheit hinauf wollten. So besuchten wir das Abfahrtterminal von Hurtigruten, streiften ein wenig durch die Stadt und spazierten am Hafen entlang.

Auf dem Weg fanden wir einen riesigen Stein mit einer Gedenkaufschrift für Eidis Hansen 1777 – 1870. Wir wollten wissen, was es damit auf sich hat. Folgende Geschichte dazu fanden wir 😊😊😊

Eidis Hansen war gerade von einem Angelausflug in Tromsø angekommen und hatte schon einigen Alkohol getrunken.  Er ging zu der Weinhandlung, um noch mehr Alkohol zu bekommen.  Doch der Händler wollte Eidis nichts mehr verkaufen.  Eidis war recht sauer, also ging er zum Ufer hinunter, holte einen 371 Kilo schweren Stein und legte diesen dem Weinladen so vor die Tür, dass keiner mehr reinkam. Der Händler versuchte mit mehreren Leuten den Stein wegzuräumen, schaffte es aber nicht. Am Ende bat er Eidis, den Stein wieder wegzuräumen und bot ihm dafür kostenlosen Alkohol. Dieser ging natürlich auf das gute Geschäft ein. ….. und seither ist es wohl keinem Menschen gelungen, den Stein zu bewegen. Wir haben es auch nicht geschafft😊

Nach dieser lustigen Begebenheit ging es für uns alsbald auf den Fußweg über die lange Brücke vorbei an der Eismeerkathedrale zum Seilbahnterminal. Auf dem Hausberg angekommen wurde es langsam dunkel. Wir erkundeten auf den begehbaren Pfaden den Berg und konnten eine fantastische Aussicht über die Stadt genießen. So ein wenig hofften wir auf Nordlichter 😊, da die App gute Bedingungen dafür voraussagte. So beschlossen wir, die letzte hinabfahrende Gondel um 22 Uhr zu nehmen, um unsere Chancen zu erhöhen. Die Temperaturen fielen mit fortschreitender Zeit deutlich, so dass wir uns in das Besucherzentrum zurückzogen, in dem es auch ein Restaurant gab. Bei einer genialen Aussicht hinter riesigen Fenstern und im Warmen genossen wir unser Abendessen.

Tja, da so gar kein Schimmer am Himmel zu sehen war, fuhren wir um 21.30 Uhr mit der Gondel bergab. Unten angekommen – Blick nach oben – und das gibt es doch nicht – da waren sie wieder, die Nordlichter am Himmel. Zwar zeigten sie sich nicht so intensiv und die Helligkeit der Stadt beeinträchtigte die Sicht, aber das war egal.

Auf dem langen Fußweg zurück in unser Hotel kamen wir übereinstimmend zu dem Schluss, dass unsere Reise nach Tromsø für uns eine unvergessliche Erfahrung war, insbesondere die Kombination aus städtischem Charme und arktischer Wildnis. Wir kamen zu dem Entschluss: Wir kommen irgendwann wieder, um dieses magische Himmelsspektakel noch einmal zu erleben. Mit diesem Vorsatz traten wir unsere Heimreise am nächsten Morgen an.

© 09/2019 Chrissi und Andy

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