18.05.
Auch heute meint es das Wetter gut mit uns. Es ist sonnig, der Himmel ist jetzt wieder blau und es ist nicht kalt. In der Nacht sind wohl einige Wolken vorbeigekommen, die beim Aufstehen noch als vergehende Reste zu sehen waren.
Nach dem Frühstück wird eingepackt, alles wird verzurrt und ich muss die Frontscheibe putzen. Natürlich habe das nicht nach der Ankunft gemacht und so muss ich nun vor der Abreise ran. Die Sonne ist nicht hilfreich. Der Discounter Glasreiniger und Papiertücher erledigen unter viel rubbeln ihre Arbeit und irgendwie kann ich nach der Aktion wieder den Fahrweg sehen.
Abfahrt. Wir melden uns bei der Rezeption ab, zahlen noch einen kleinen offenen Strombetrag und bewegen „Hildegard“ Richtung Hirtshals. Die Strecke ist relativ leer und wir fahren wir sehr entspannt bis zur Ortsgrenze. Dann der Moment den wir nicht erwartet haben. Wo hin müssen wir jetzt eigentlich. Die Buchungsunterlagen der „Smyril Line“ sind da nicht eindeutig zu verstehen. Es gibt eine Diskrepanz zwischen Unterlagen und Navigation. Aber der Navigator „Chrissi“ löst das Problem souverän und wir landen an den Parklinien am Check in.
Die angegebenen Linien sind schon relativ voll, bis auf die ganz rechte. Einen Grund kann ich dafür nicht erkennen, entscheide mich die Herdentaktik zu nutzen und reihe mich in der mittleren der ersten drei Linien ein. Ein seltsamer Blick von der Seite zeugt von Unverständnis. Ich zucke mit den Schultern und harre der Dinge die da kommen. Und es dauert. Eine endlose Zeit vergeht. Mittlerweile haben andere Fahrer, die später kamen, die letzte Line genutzt und so füllt sich auch diese recht schnell. Wieder einige Zeit später werden zusätzlich Gates am Check in geöffnet. Da wir mittendrin stehen, können wir nicht wie die anderen wechseln. Wieder ein bezeichnender Blick des Navigators. Ich ignoriere ihn, ich kann es eh nicht ändern. „Wir werden schon nicht die Letzten sein“ sage ich nur. Mehr bleibt mir nicht übrig.
Nach weiteren zähen Minuten erreichen wir, fast als Letzte, das Check in Gate. Hier bekommen wir Ticket und Kabinenkarten und schon sind wir durch. Wir dürfen auf die letzte verbliebene Park Line an erster Position stehen, nach uns kommen noch vier weiter Fahrzeuge, das sind die Letzten. 😊Mein triumphierender Blick wird mit Augenrollen abgewürgt.
Warten ist wieder angesagt. Wir stehen direkt neben einem Windrad dessen Flügel und Generator monotone Geräusche macht, die mich müder werden lassen. Eine Runde ums „Hilde“ machts nicht besser.


Endlich (2 Stunden später) bewegt sich neben uns was und als die Reihe neben uns vorbei ist können wir losfahren. Alle andern sind vor uns, außer die PKW´s und Wohnwagengespanne. Vor der Auffahrt zur Fähre müssen wir warten, weil ein Gabelstapler irgendwelche Stahlböcke verladen muss, danach sind wir dran und fahren aufs Schiff. Die „Norröna“ wird uns über Tòrshavn auf den Farròrinseln nach Seyðisfjörður auf Island bringen.

Das Verlassen des Fahrzeugs gestaltet sich als Herausforderung, da einige Passagiere denken sie sind allein auf dem Deck. Nach dem die Beifahrertür doch noch freigemacht wird, kann Chrissi mir unsere Sachen rausgeben und selber aussteigen. Spiegel einklappen, abschließen und zwischen den parkenden Autos den Ausgang finden. Kurze Orientierung, dann erreichen wir das Treppenhaus und laufen vom Deck drei nach Deck acht, da die Fahrstühle sind blockiert mit Leuten. 8025 ist unserer Innenkabine, die wir die nächsten drei Tage für die Überfahrt nutzen.
Nach dem Auspacken und einrichten geht’s aufs Deck. Noch sind nicht alle an Bord, denn die Fähre hat noch nicht abgelegt. Es ist viertel nach drei als wir endlich ablegen. Keine Konfettis und Wurfschlagen, niemand hält sein Kind in die Luft und Hüte werden auch nicht geworfen. Naja, Schiffsreisen sind auch nicht mehr was sie mal waren. 😉
An anderen Fähranlegern und Lagerhallen vorbei geht es hinaus aufs Meer. Als die Fähre dann weiter weg vom Land ist leert sich auch das Deck. Die Passagiere entdecken das Schiff. Wir machen uns auch auf den Weg nach unten. Auf Deck Fünf und entdecken ein paar Separees vor dem Duty Free. Hier verweile ich während Chrissi auf Entdeckungstour geht. Nach einiger Zeit kommt sie mit Kaffee wieder und wir schmieden Pläne für den Abend.

Abendessen gibt es ab 17:30 Uhr im Buffet. Im a la Card Restaurant ist Tischreservierung ab 16:30 Uhr – nix für uns. Wir wollen ins Buffet-Restaurant, weil die dritte Essensmöglichkeit nur Pizza und anders Fastfood anbietet. Um 17:45 Uhr sind wir vorm Buffet, das hat zu. Na klar, ist logisch, weil auf dem Schiff die Faröer-Zeit gilt und wir noch nicht umgestellt haben. Die Anderen, die wir dort stehen sehen schmunzeln, ihnen ist das auch so gegangen.
Wir gehen wieder zu unserem Platz und warten. ……….Diesmal sind wir zur rechten Zeit da, doch es gibt keine Tische. Ein paar Reisegesellschaften sind mit an Bord und nehmen die Tische seit 17:30 Uhr (Faröer Zeit) in Beschlag. Wir sollen um 19:00 Uhr wieder kommen. Es ist etwas frustrierend. Was soll man machen. Die Zeit bis dahin verbringen wir damit im Schiff herumzustreunen und uns alles anzusehen. Und der Letzte Versuch wurde dann von Erfolg gekrönt. Da wir nicht vorgebucht haben, müssen wir auf einen Rabatt verzichten, irgendwie war das alles anders gedacht, aber wir haben einen Zweier-Tisch direkt am Fenster bekommen, den wir dann bis zum Feierabend um 21:00 Uhr, mindestens aber bis 20:30 Uhr, in Beschlag nehmen dürfen.
Das Essen ist gut, die Auswahl reichlich, der Wein o.k. (laut Chrissi) und das dunkle Bier lecker (laut Andy). Kurz bevor das Buffet schließt geht es mit vollem Bauch auf die Kabine, warme Sachen für Draußen holen, dann eine Etage nach oben aufs Vorderdeck. Hier wird der Sonnenuntergang erwartet. ………. Und der zeigt was er kann. Wunderschön verschwindet der große Ball unter dem Horizont mit einer letzten gelb gleißenden Linie. Nach ein paar letzten Eindrücken von der beginnenden Nacht ist auch für uns Feierabend, das Bett ruft.