Mittwoch 25.09.2024
Der Morgen beginnt mit einer guten Nachricht, der Regen hat aufgehört. Der Parkplatz ist noch etwas nass, aber allmählich werden die Wolken heller. Es ist zwar noch keine Sonne zu sehen, aber wer weiß was der Tag bringt. Wir machen Hilde reisefertig und planen die Strecke. Wir wollen heute den Polarzirkel, den 66°33′ Breitengrad, überqueren und am Ende des Tages in Jokkmokk unsre „Zelte“ aufschlagen. Den Zwischfall mit dem Scheibenwischer haben wir mitlerweile weggelacht – das Erlebnis kommt mit auf unsere Abenteuerliste.
Wir verlassen Arvidsjaure und reisen weiter Richtung Norden. Hilde brummelt wieder leise vor sich hin, die Landschaft fliegt an uns vorbei, aber nicht ohne uns einen Eindruck der wilden Wälder Flüsse und Seen zu geben. Nach ca. einer Stunde kommen wir am Rastplatz „Rastplats Ljusslforsen“ vorbei. Beinahe wäre ich vorbei gefahren. Der Rastplatz liegt am südlichen Ufer des Piteälven, direkt vor eine Brücke, die seit den 1940’ern den Verkehr geführt hat. Die Brücke war irgendwann nicht mehr ausreichend und so haben sie in den 1990’ern direkt eine Neue daneben gebaut. Die Alte dient jetzt nur noch als Fußgängerbrücke. Sie lädt zum Verweilen und der Fluss zum Fotografieren ein. Wer mehr über diese Brücke wissen möchte kann ja mal nach der schwedischen „Burmastraße“ und „Burmabrücke“ suchen.
Der Rastplatz selbst hat eine beheizte Toilette und Schwarzwasser Entsorgung. 24 Stunden kann man dort parken und seine „Fahrtüchtigkeit“ wieder herstellen. Fotos werden gemacht und der Fluss mit seinen Stromschnellen bewundert.



Wir bleiben nicht lange, denn wir wollen ja irgendwann ankommen. So jedenfalls der Plan. Keinen Kilometer weiter am Straßenrand wieder das Symbol für Sehenswürdikeit, das Schleifenquadrat. An der Abzweigung geht es zum „Trollforsen“. Ich fahre erst einmal weiter, weil wir ja einen Plan haben. Chrissi überzeugt mich dann doch noch zu einem Abstecher, sie meint, wir haben Urlaub und es ist doch egal wann wir ankommen.
Anker raus und harte Wende. Wieder zurück zur Abfahrt Ljusslsstugan und nach rechts abgebogen. Hier beginnt die „Dirty Route“. Irgendwann wird die Piste zu einer Schotterpiste. Wir vertrauen Google und folgen den Anweisungen. An einem Abzweig an dem wir vorbei kommen steht „Trollforsen“ nach rechts, aber die Navigation sagt geradeaus. Also weiter geradeaus. Die Straße wird immer heftiger und wir stoßen auf die „Piteälvsbron“ Brücke. Hier teilen sich Zug und Auto die selbe Spur. Nur mit 20 Km/h können wir sie passieren. Dann weiter. Der Weg wird immer ruppiger, die Strecke verschlungener und der umgebene Wald immer dichter. Nach einer gefühlten Ewigkeit dann wieder das südlichen Ufer des Piteälven. Hier steht eine Infotafel und weiter rechts gehen noch Fahrspuren weiter. Aber kein Spur von Wildwasser, geschweige denn einem Wasserfall. Wir sind frustriert. Google wird noch mal befragt und da lautet der Spruch, dass es noch 400 m bis zum Ziel sind. Wir folgen Google wieder, weg vom Fluss und wieder rein in den Wald. Der Pfad geht immer höher und dann die Auskunft „Sie haben Ihr Ziel erreicht“. Das stimmt doch hinten und vorne nicht. Ich könnte ins Lenkrad beißen, aber Chrissi bleibt ruhig und recherchiert alles noch einmal. Mittlerweile vermuten wir, dass die erste Abzweigung mit dem Schild „Trollforsen“, an dem wir nach Anweisung vorbeigefahren sind, wohl doch der richtige Weg gewesen wäre. Ich sehe mir die Satellitenkarte an und zusammen kommen wir überein, dass wir zum „Trollforsen Norra Parking“ müssen.



Alles kehrt Marsch und diesmal hat Google auch einen ganz anderen Weg. Es geht wieder bis zur „Piteälvsbron“ Brücke zurück und dann die erste Gelegenheit nach links weg. Wieder „Dirty Route“ und das bis zum Ende der Fahrt. Hier sehen wir schon zwei Camper am nördlichen Ufer des Piteälven und finden auch gleich das Wildwasser, welches wir gesucht haben. Wir steigen aus und mir fällt sofort auf wie dreckig Hilde sich beim Rumgrubbern gemacht hat, aber sie hat auch einen tollen Job gemacht.
Wir gehen weiter flussaufwärts den Stromschnellen entgegen und begutachten erst einmal die Hängebrücke, die darüber führt. Ein Schild weist darauf hin, dass man hier nur einzeln rüber gehen und nicht mehr als 120 Kilo wiegen darf. Ein Blick nach unten zeigt mir das ich hier noch ein wenig Platz oben habe😊. Chrissi verdreht die Augen, sagt aber nichts.
Viele Fotos und Videos später gehen wir wieder zurück, denn es fängt wieder an zu regnen. Bei Hilde angekommen ziehen wir ein Resümee und freuen uns, dass es doch noch geklappt hat, trotz der Irrfahrt hierher.



Wir machen uns wieder auf den Weg. Der Regen wird stärker, der Weg aber nicht mehr ganz so ruppig. Es geht wieder über die Schotterpiste bis zur Auffahrt auf die E45 wo wir nach links abbiegen, um weiter Richtung Polarzirkel zu kommen.
Die nächsten etwa 100 Km passiert nicht viel außer, dass es sich einregnet. Das Licht ist trübe und das monotone Schaben der Scheibenwischer begleitet uns bis zum „Polecirkeln – Arctic Circle“. Dort angekommen sehen wir den Rastplatz mit dem Infotafeln. Wir parken direkt vor der Steinpyramide. Der Regen macht keine Anstalten sich zu verziehen, also machen wir eine Kaffeepause. Der Regen hat aber kein Erbarmen und so beenden wir die Pause und flitzen kurz raus um ein paar Bilder zu machen. Leider sind die Infotafeln schon so von den Gästen mit Stickern beklebt, daher lässt sich da nicht mehr so richtig entziffern. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Arctic Camping Jokkmokk. In Jokkmokk angekommen wird noch einmal getankt und ab geht es zum Stellplatz. In der Rezeption ist man sehr freundlich und mit Englisch können wir genau erklären was wir wollen. Dann zum gebuchten Stellplatz, Hilde ausrichten und alles für die erste Nacht vorbereiten. Ich bin knülle und so gehen wir frühzeitig zu Bett.

